Dämmen - lohnt sich das? Preis - Leistung

Februar 2023

Gerade in Zeiten, in denen Deutschland beim Einhalten der Klimaziele kräftig nachlegen muss, wird zunehmend auch auf die Energiebilanz von Wohnimmobilien geschaut. Dabei ist das Dämmen eine von mehreren Maßnahmen, um die Energieeffizienz eines Hauses zu steigern. Doch was bei Neubauten seit 2010 längst Routine ist, lässt Wohneigentümer von älteren Immobilien wegen des großen Aufwands und der Kosten zögern. Um die Fassade nachträglich mit Dämmstoffen einzuhüllen, muss ein Gerüst her und anschließend neu verputzt werden. Lohnt sich der hohe Aufwand wirklich, für die Umwelt und fürs Portemonnaie?

Mann dämmt den Dachstuhl
Wärmedämmung senkt Heizkosten und macht Hausbesitzer unabhängiger von Energiepreis-Steigerungen.   © PantherMedia_Arne Trautmann

Jedes zweite Wohngebäude in Deutschland ist nicht gedämmt, wie eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt zeigt. Das beißt sich mit dem Klimaziel der Bundesregierung, dass die CO2-Emmissionen der Gebäude von 2020 bis 2023 um 43 % sinken sollen. "Dieses Ziel ist durchaus sportlich", so Jens Schuberth aus dem Fachbereich Energieeffizienz des Umweltbundesamts (UBA). Denn seit 2020 hat der Gebäudebestand seine Zwischenziele jedes Jahr verfehlt.

Da kommt das Dämmen ins Spiel. Jens Schuberth erklärt: "Für den Klimaschutz ist die Höhe der Wärmenachfrage der größte Hebel, den man hat, um ein Gebäude klimafreundlich zu machen." Die sogenannte Wärmenachfrage wird vor allem dadurch beeinflusst, wie viel Wärme durch die Gebäudehülle verloren geht. Ist das Haus inklusive Dach und Keller rundherum gedämmt und mit mindestens dreifach-verglasten Fenstern ausgestattet, vermindert das die Wärmenachfrage stark, sagt der Energieexperte.

Menschen mit Wohneigentum und Umwelt profitieren

"Wärmedämmung senkt Heizkosten und macht Hausbesitzer unabhängiger von Energiepreis-Steigerungen. Das ist ein unmittelbarer Profit, den man hat. Dazu erhöht Dämmung den Wohnkomfort im Haus, weil die Wände und die Fenster nicht mehr so kalt an der Oberfläche sind." Das Dämmen senkt auch die Emissionen von Treibhausgasen - ein Pluspunkt für die Umwelt. Nicht zuletzt: Eine gute Wärmedämmung steigere den Wert einer Immobilie um rund 20 %.

Was kostet das?

Allgemeinen Angaben dazu sind schwierig, weil Häuser und auch die Dämmung sich ziemlich stark unterscheiden. "Im Durchschnitt belaufen sich die Kosten fürs Dämmen der Gebäudehülle bei einem Einfamilienhaus meist im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich", weiß Jens Schuberth.

Beispiel: nachträgliches Dämmen eines Einfamilienhauses

(inklusive Handwerkerkosten)

  • Gerüst, Putz + Standard-Dämmung mit Wärmeverbundsystemen (WDVS): 30.000 - 45.000 Euro

  • Putz ohne Wärmedämmung: ca. 15 - 22.000 Euro

Wer kostenbewusst handeln möchte, sollte einen günstigen Zeitpunkt wählen, um die Gebäudehülle zu verbessern. Am besten dann, wenn ohnehin eine Erneuerung der Fassade ansteht, Putz hält etwa 30 Jahre. "Dann fallen die Kosten für Gerüst und Putz, immerhin rund die Hälfte der Kosten, ohnehin an und das zusätzliche Dämmen nicht mehr so ins Gewicht", relativiert Schuberth. Wer jedoch gerade seine Fassade ohne Dämmung erneuert hat, hat sich den günstigsten Weg zu geringerem Energieverbrauch selbst verbaut, weil nachträgliche Dämmung erneut verputzt werden muss. Wer dämmt, kommt außerdem in den Genuss von Fördermitteln: 15 % der Gesamtkosten werden gefördert - mit Sanierungsfahrplan für das Haus gibt es 20 %.

Auch Nichtstun kostet!

Vielfach schrecken diese relativ hohen Investitionskosten ab. "Gleichzeitig muss man sich aber auch bewusst sein, dass Nichtstun auch etwas kostet", betont Jens Schuberth. Einerseits fallen die Kosten für eine neue Fassade von Zeit zu Zeit sowieso an. Andererseits schlagen relativ hohe Heizkosten zu Buche, so lange man nichts an der Gebäudehülle macht. Das haben gerade in der Energiekrise viele zu spüren bekommen.

Selbst machen oder Fachbetrieb?

Kosten spart, wer handwerklich geschickt ist und Dach oder Kellerdecke von innen in Eigenleistung einhüllt. Die Außendämmung hingegen sollte ein Fachbetrieb anbringen, damit keine Baumängel entstehen wie Schimmel durch Wärmebrücken. Leisten Sie sich auch eine Energieberatung oder den Individuellen Sanierungsfahrplan, bevor es losgeht. Die kostet um die 1.000 Euro, bis zu 80 % werden von der Bundesregierung über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bezuschusst: Infos unter www.bafa.de. Kostengünstige Energieberatungen für Wohngebäude bieten die Verbraucherzentralen an.

Was bringt's?

Allein das Dämmen der Gebäudehülle kann den aktuellen Energieverbrauch halbieren. "Wenn zusätzlich auch noch die Heizung erneuert wird, lässt sich ein Verbrauch durchaus um zwei Drittel senken", rechnet Energieexperte Schuberth vor. Das klingt gut, doch wegen niedrige Energiekosten zahlte sich das Dämmen lange Zeit ungefähr erst nach 15 bis 20 Jahren aus. "Die 2022 explodierenden Energiekosten haben uns gezeigt, dass Wärmedämmung nicht nur eine Art Wertanlage in das eigene Gebäude und ein Pluspunkt für unser Klima ist, sondern auch eine Versicherung vor steigenden Energiekosten", resümiert Jens Schuberth vom UBA.

Anna Florenske

Weitere Informationen

Energie und Kosten sparen

Steckbriefe: Wie können Häuser modernisiert werden, um die Klimaziele 2030 und 2050 zu erreichen?
Digitale Heizkostenanalyse

Fördermittel vom Staat:

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa): Zuschuss zur Energieberatung, zu Heizungstausch und Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle.
• KfW Bankengruppe: Zuschüsse und (Ergänzungs-) Kredite mit Tilgungszuschüssen zum energieeffizienten Bauen und Sanieren von Effizienzhäusern. Details unter www.kfw.de/beg. Kostenfreie Servicenummer: 0800 539 90 02.
steuerliche Förderung für energetische Gebäudesanierung

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