Situation der Bausparkassen Quo vadis?

Immerhin knapp zwei Drittel der Deutschen halten Wohneigentum für die beste Geldanlage. So die Ergebnisse einer Umfrage des Marktforschungs-Unternehmens Infratest. Auch Bausparen ist hoch im Kurs: Bei 63 Prozent der Menschen in Deutschland ist es der erste Schritt, um später Wohneigentum erwerben zu können. Trotzdem ist das System des Bausparens aktuell in der Diskussion. Hier die wichtigsten Fakten.

Finanzexperten sprechen von einer historischen Sondersituation: Die Europäische Zentralbank drückt die Zinsen auf dem Kapitalmarkt auf ein extrem niedriges Niveau. Die Folgen spüren nun auch die Bausparkassen, denn das Bausparsystem beruht auf einem Kollektivgedanken.

Idee des Bausparens

Wenn viele sparen und fest verzinsen, sammeln sie ausreichend Kapital für eine solide Eigenheimfinanzierung. Nach dem Ansparen zu einem mäßigen Guthabenzins gibt es ein günstiges Darlehen mit festen Zinsen bis zur letzten Rate. „Win-Win“ war der Grundgedanke. Das Bauspardarlehen wird im Wesentlichen aus den angesparten Guthaben anderer Bausparer gezahlt, deren Vertrag noch nicht zuteilungsreif ist. Die Sparer können bei der späteren Finanzierung ihrer Immobilie mit sicheren Darlehenszinsen rechnen. Die Bausparkassen können sich ihrerseits durch das vorangegangene Sparen ihrer Kunden bei der Kreditvergabe absichern.

Probleme durch Niedrigzins

In Zeiten niedriger Zinsen geht die Rechnung für die Bausparkassen so aber nicht mehr unbedingt auf. Für alte Verträge, die noch vor dem Niedrigzinsniveau abgeschlossen wurden, zahlen sie nun nicht mäßige, sondern relativ hohe Zinsen. Auf der anderen Seite gibt es (laut Auskunft der Bausparkassen) immer mehr Bausparer, die gar kein Darlehen aufnehmen. Viele halten so lange wie möglich an ihren alten Bausparverträgen fest. Aus Sicht der Bankkunden ist das verständlich - wo sonst bekommt man heute noch drei bis fünf Prozent Zinsen für sein Erspartes? Und wer ein Darlehen für die Immobilie aufnehmen will, kann zurzeit oft ein noch günstigeres als sein Bauspardarlehen ergattern.

Bausparkassen herausgefordert

Für die Bausparkassen wirft diese Entwicklung Probleme auf. Sie sind nämlich gesetzlich verpflichtet die Spargelder, die sie nicht als Darlehen vergeben, in risikoarme Wertpapiere anzulegen. Durch die aktuell niedrigen Zinsen bringen die jedoch kaum Rendite. Unterm Strich kann das Bausparen für sie sogar zum Verlustgeschäft werden. Der Grund, warum Bausparkassen - wie sie selbst beteuern - „in dieser Ausnahmesituation“ gegensteuern. Ein Mittel, dieser Entwicklung zu begegnen, ist die Kündigung von alten Bausparverträgen. „Bausparen ist keine zeitlich unbegrenzte Kapitalanlage“ - sondern eben ein solidarisches System, so die Argumentation.

Sicht der Verbraucher

Verbraucherschützer beklagen diese Entwicklung. Aus ihrer Sicht liegt diese Praxis in einer juristischen Grauzone. Bausparkassen könnten die Altverträge nicht einfach kündigen, wenn kein Darlehen abgerufen wird, weil dies so meist nicht vereinbart sei, so die Experten der Verbraucherzentrale. Anders die Rechtsprechung: Wenn die Bausparsumme bereits angespart ist, sei das Vertragsziel erreicht. In einem solchen Fall könne die Bausparkasse kündigen. Aber gekündigt werden könne auch, wenn der Bausparvertrag schon viele Jahre (hier 10 Jahre) zuteilungsreif sei, so das Oberlandesgericht Hamm (Beschluss vom 30.12.2015, Az. 31 U 191/15). Fl

Weitere Informationen zum Thema Bausparen:

Der Streit ums Bausparen...

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